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Planspiel "Konflikte um Land"

Tabelle Planspiel "Konflike um Land"

Tabelle Planspiel "Konflike um Land"

Deckblatt Planspiel "Konflikte um Land"

Deckblatt Planspiel "Konflikte um Land"

Globale Prozesse wie steigende Rohstoffpreise, die Suche nach alternativen Energiequellen oder die Finanz- und Wirtschaftskrise haben in den vergangenen Jahren die Nachfrage nach Land durch große Investor*innen erhöht. Dies führte vielerorts auf der Welt zu Konflikten. In diesen Konflikten wird häufig um die Art der Landnutzung, den Besitz von und um den Zugang zu Land und damit verbundener Rohstoffe gestritten. Oft stehen sich multinational agierende Unternehmen, die das Land pachten oder kaufen möchten, und die dort lebende Bevölkerung gegenüber, während sich Politiker*innen (auf bundesstaatlicher und lokaler Ebene) entscheiden müssen, ob sie Investor*innen oder die eigene Bevölkerung unterstützen. In diesen Konflikten bilden sich unterschiedliche Allianzen, bspw. zwischen internationalen NGOs und lokalen Bauern- sowie Bäuerinnenvereinigungen. Konflikte können jedoch je nach Ort verschiedene Dynamiken und Abläufe entwickeln. Akteursgruppen können je nach Konflikt unterschiedliche Positionen einnehmen und handeln nicht einheitlich. Ziel dieses Planspiel ist es, den Teilnehmer*innen ein besseres Verständnis zu vermitteln, wie Konflikte um Land ablaufen können. Sie sollen dabei Argumente von verschiedenen Akteure und Machtverhältnisse zwischen diesen besser verstehen.

Das Planspiel kann hier als Gesamtdokument heruntergeladen werden!

Weiter unten finden sich detaillierte Informationen zu den einzelnen Teilen des Planspiels.

Das Grundszenario des Planspiels

Im Planspiel „Konflikte um Land“ simulieren die Teilnehmenden einen Konflikt um Land. Gegenstand des Spiels ist der Konflikt um ein geplantes Palmölprojekt eines multinationalen Unternehmens. Das Unternehmen möchte auf einem Gebiet, das bislang von Kleinbauern und -bäuerinnen genutzt wurde, Ölpalmen anbauen und für den internationalen Markt produzieren. Die Kleinbauern und -bäuerinnen nutzen das Land für die Subsistenzlandwirtschaft und für die Produktion von Nahrungsmitteln für den lokalen Markt. Ihnen droht der Verlust ihres Landes. Einige der betroffenen Anwohner*innen sollen zudem umgesiedelt werden. Die betroffenen Kleinbauern und -bäuerinnen wehren sich gegen das geplante Palmölprojekt. Im Zentrum des Konflikts steht die Frage, wie und von wem das Land zukünftig genutzt werden soll.
An dem simulierten Konflikt sind eine Vielzahl von Akteuren aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft beteiligt. Sie treffen im Planspiel im Rahmen eines Schlichtungsverfahrens zusammen. Dort verhandeln sie über die Frage, ob das Projekt realisiert werden soll und wenn ja, unter welchen Bedingungen. Ziel dieser Verhandlung ist es, einen Kompromiss zur zukünftigen Landnutzung herbeizuführen, der von allen Beteiligten oder zumindest von einer relevanten Mehrheit getragen wird. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen sich die verschiedenen Akteure strategisch organisieren und überzeugend argumentieren. Das Land, in dem der Konflikt ausgetragen wird (Carasido), und die Rollen sind fiktiv, jedoch an die Wirklichkeit angelehnt.

Die Idee und Entwicklung des Planspiels entstand im Rahmen der BMBF-Nachwuchsgruppe GLOCON („Global Change – Local Conflicts?“) an der Freien Universität Berlin, welche zu Konflikten um Land und Rohstoffe in Lateinamerika und Subsahara-Afrika forscht.

Die Methode

Das Planspiel ist eine organisierte Simulation einer bestimmten Thematik, bei der die Lernenden als Spielteilnehmer*innen, meist in Gruppen, vorgegebene Rollen einnehmen und in einem bestimmten Szenario handelnd interagieren. Die fiktive Simulation ist dabei realen Themen, Situationen und Ereignissen nachempfunden. Gegenstand ist in der Regel ein zu lösendes Problem oder ein zu lösender Konflikt.
Planspiele eignen sich zur Vermittlung komplexer Zusammenhänge und geben den Teilnehmenden die Möglichkeit Konfliktkonstellationen, Regelungsmöglichkeiten und die Perspektiven verschiedener Akteure nicht nur zu betrachten, sondern in einer sozialen Situation selbst zu erfahren. Die Identifikation mit verschiedenen Konfliktparteien ermöglicht ein Verständnis von deren Interessen, Handlungsspielräumen und des Konfliktgegenstandes. Das Planspiel gibt die Rollen, das Setting und das Szenario des Konflikts vor. Das Ergebnis der Verhandlung ergibt sich im Verlauf der Interaktion der Spielenden. Nach dem Abschluss der Spielphase (Simulation) reflektieren die Spieler*innen Verlauf und Ergebnis gemeinsam mit der Spielleitung.

Die Lernziele

Ziel dieses Planspiels ist die interaktive Auseinandersetzung mit dem Thema „Konflikte um Land“. Die Teilnehmenden sollen lernen, sich in die verschiedenen Konfliktparteien hineinzuversetzen und ihre Handlungslogiken nachzuvollziehen. Sie sollen darüber hinaus praktische Erfahrungen im Umgang mit den Dynamiken eines komplexen Systems machen. Das Planspiel zielt auch darauf ab, dass die Teilnehmenden Erfahrungen für die eigene Handlungsorientierung sammeln. Wie positionieren sie sich gegenüber anderen Akteuren in einem Konflikt? Wie argumentieren sie für die Durchsetzung ihrer Ziele? Welche persönlichen, wissenschaftlichen und politischen Rückschlüsse ziehen die Teilnehmenden aus dem Planspiel in Bezug auf reale Konflikte um Land?
Im Rahmen eines Seminar eingesetzt, ergänzt das Planspiel die Diskussion über Konflikte um Land auf Basis wissenschaftlicher Literatur. Durch die Interaktion und das Spielen der eigenen Rolle verfestigt sich das so erlernte Wissen.

Der Ablauf:

Der Ablauf dieses Planspiels teilt sich in folgende 3 Phasen:

                             

1. Einführung in das Szenario, Erläuterung des Ablaufs, Vergabe der Rollen (Dauer: 45 Minuten)

Die Einführung in das Planspiel übernimmt die Spielleitung, in der Regel die Veranstalter*innen des Planspiels. Die Spielleitung erläutert kurz das Szenario, also den Konflikt, der im Rahmen der Verhandlung gelöst werden soll, sowie den Ablauf der Verhandlungen. Das kann beispielsweise in Form einer PowerPoint-Präsentation geschehen, in der die Spielleitung zentrale Kontroversen zwischen den einzelnen Positionen sowie die Funktion des „Runden Tisches“ erläutert, die verschiedenen Akteursgruppen vorstellt und den konkreten Ablaufplan präsentiert.
Anschließend verteilt die Spielleitung an jede*n Teilnehmer*in jeweils einen Umschlag, der folgende Dokumente enthält: das Szenario, ein Rollenprofil, Informationsblätter zu den Themen Ernährungssouveränität, Industrielle Landwirtschaft, Land Grabbing, Palmöl und Vertragslandwirtschaft sowie die Zusatzinformation für die Allianzsitzungen.
Wir empfehlen eine zufällige Aufteilung der Rollen. Es gibt jedoch zwei Ausnahmefälle: die Presse und die Verhandlungsleitung. Hier empfehlen wir, die Spieler*innen vor der Rollenverteilung zu fragen, ob sie diese Rollen spielen wollen, da sie sich in der Art ihrer Aufgabenstellung von den anderen Rollen unterscheiden. Wenn alle Rollen verteilt sind, haben die Teilnehmenden Zeit ihre eigene Rolle zu studieren.

2. Die Spielphase (Simulation) (Dauer: 5h 45min)

Nachdem sich alle Spielteilnehmer*innen mit ihren Rollen vertraut gemacht haben, beginnt die Spielphase. Diese umfasst drei Verhandlungsrunden. In den einzelnen Runden verhandeln die Akteure gemeinsam an einem „Runden Tisch“. Zwischen den formellen Runden organisieren sich die Spieler*innen entweder in einer Allianz und besprechen ihre Strategie mit anderen Akteur*innen, die gleiche oder ähnliche Ziele verfolgen, oder sie haben in informellen Runden die Möglichkeit bilaterale Gespräche zu führen. Dabei können sie sich auch mit Gegner*innen austauschen und gegebenenfalls neue Allianzen schließen.

3. Die Evaluation (Dauer: 1h 30min)

Ein wesentlicher Moment eines jeden Planspiels ist die Evaluation nach Ablauf der Spielphase. Ziel ist es, die Erfahrungen aus dem Planspiel zusammenzutragen und zu besprechen. Zudem sollen die gewonnenen Erkenntnisse auf reale Konflikte um Land übertragen und vor diesem Hintergrund diskutiert werden. Das Dokument „Aufgaben der Spielleitung“ bietet ein paar Tipps und Hintergrundinformationen, auf deren Basis eine eigene Evaluation des Planspiels entwickelt werden kann.

Weiterführende Informationen hierzu unter:  Detailierter Ablaufplan: Planspiel "Konflikte um Land"

Für die Durchführung des Planspiels sollten mindestens acht Stunden eingeplant werden. Sollte mehr Zeit zur Verfügung stehen, kann das Planspiel verlängert werden. Eine kürzere Spieldauer ist hingegen nicht zu empfehlen.


Die Spielmaterialien:

Zur Durchführung des Planspiels sind verschiedene Materialien nötig.

1. Szenario    

Das Szenario gibt einen Überblick über den zu lösenden Konflikt, die beteiligten Akteure und den Kontext, in dem die Akteure aufeinandertreffen. Es dient dazu, dass sich alle Teilnehmenden in die Planspielsituation hineinversetzen können. Dafür sind dem Szenario einige Basisinformationen über den fiktiven Staat Carasido sowie eine Karte des Staates beigelegt.

2. Die Rollenprofile   

Für jeden Akteur gibt es im Planspiel ein Rollenprofil, also für die Verhandlungsleitung, die jeweiligen Akteur*innen aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft sowie Vertreter*innen zweier unterschiedlicher Presseorgane. Die Rollenprofile geben einen Überblick über die zentralen Interessen und Ressourcen eines Akteurs, so dass die Spielenden eine klare Orientierung für ihre Handlungen während des Planspiels haben. Abgesehen von der Verhandlungsleitung, die aus zwei Spieler*innen bestehen sollte, können alle Rollen bei Bedarf nur von einer Person besetzt werden, so dass die Mindestteilnehmer*innenzahl bei 16 Spieler*innen liegt. Aufgrund der unterschiedlichen Gewichtung einzelner Rollen empfehlen wir je nach der Anzahl der Spielteilnehmer*innen eine unterschiedliche Anzahl von Personen pro Rollenprofil.

Wir haben hierfür einen Überblick für die „Aufteilung der Rollenprofile nach Anzahl der Teilnehmer*innen“ erstellt.

3. Informationsblätter  

Zusätzlich zu den Rollenprofilen erhalten die Teilnehmenden zu Beginn Informationsblätter zu den Themen Ernährungssouveränität, Industrielle Landwirtschaft, Land Grabbing, Palmöl und Vertragslandwirtschaft. Sobald die Spielenden sich in ihre Rolle eingefunden haben, bieten ihnen die Informationsblätter weiterführende Informationen und Argumentationshilfen.

4. Ereigniskarten   

Die Ereigniskarten dienen dazu Einfluss auf den Verlauf der Verhandlung zu üben. Sie werden von der Spielleitung (Veranstalter*innen des Planspiels) eingebracht und an die Verteter*innen der Presse und die Verhandlungsleitung verteilt. Presse und Verhandlungsleitung kommunizieren in der Folge die Information auf der Ereigniskarte an die anderen Teilnehmenden.
Das Spielen der Ereigniskarten kann sinnvoll sein, wenn die Verhandlung ins Stocken gerät. Durch ein neues Ereignis können die verschiedenen Verhandlungsträger*innen dazu aufgefordert werden, einen Kompromiss herbeizuführen oder ihre jeweilige Position noch vehementer durchzusetzen. Wir empfehlen die Ereigniskarte „Eilmeldung – Proteste vor den Türen der Verhandlung“ nach der zweiten formellen Runde einzuspielen, um für den Abschluss der Verhandlung noch stärker auf einen Kompromiss zu drängen. Neben dieser Ereigniskarte gibt es noch zwei weitere, optionale Ereigniskarten, die von der Spielleitung bei Bedarf eingebracht werden können, um den Verlauf der Verhandlung zu beeinflussen.

5. Zusatzinformation für die Allianzsitzungen  

Das Arbeitsblatt Zusatzinformation für die Allianzsitzungen erklärt den Teilnehmenden das Ziel sowie die Arbeitsaufträge während der Allianzsitzungen und wird von der Spielleitung zu Beginn mit in den Umschlägen an die Spielenden verteilt.

Organisatorische Materialien für die Spielleitung

Neben den eigentlichen Spielmaterialien bietet diese Handreichung zahlreiche Materialien für die Unterstützung bei der Organisation und Durchführung. Sie informieren die Spielleitung über den zeitlichen Ablauf, darüber, was sie vorbereiten muss und wann welche Unterlagen verteilt werden sollen. Dazu gehören:


Herausgeberin

Nachwuchsgruppe GLOCON, Freie Universität Berlin
Prof. Dr. Bettina Engels/ Dr. Kristina Dietz
Boltzmannstr. 1, 14195 Berlin

Autor*innen

Lydia Galonska in Zusammenarbeit mit Jan Brunner, Anna Dobelmann, Karin Hülsmann, Louisa Prause und Florian Wäldele

Die Lizensierung

Das Planspiel „Konflikte um Land“ wird als Open Educational Ressource (OER) unter der Creative Commons Lizenz CC BY-SA 4.0 Lizenz veröffentlicht.

BMBF
DFG