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Erfolgreiche Vorstellung des Policy Papers zu Big Data in der Landwirtschaft

Von links nach rechts: Jan Urhahn, Pat Mooney, Franza Drechsel, Geraldine de Bastion / Bildquelle: Lena Michelsen

Von links nach rechts: Jan Urhahn, Pat Mooney, Franza Drechsel, Geraldine de Bastion / Bildquelle: Lena Michelsen

Pat Mooney, ETC Group / Bildquelle: Lena Michelsen

Pat Mooney, ETC Group / Bildquelle: Lena Michelsen

Jan Urhahn, INKOTA / Bildquelle: Lena Michelsen

Jan Urhahn, INKOTA / Bildquelle: Lena Michelsen

Geraldine de Bastion, Konnektiv / Bildquelle: Lena Michelsen

Geraldine de Bastion, Konnektiv / Bildquelle: Lena Michelsen

Vor knapp 100 Personen stellte Pat Mooney, Träger des Alternativen Nobelpreises, am 09. Oktober 2018 die von GLOCON, ETC Group, INKOTA-netzwerk und Rosa-Luxemburg-Stiftung gemeinsam herausgegebene Studie „Blocking the chain – Konzernmacht und Big-Data-Plattformen im globalen Ernährungssystem” vor.

News vom 16.10.2018

Pat Mooney ist Autor der Studie und Gründer der ETC Group, einer NGO in Kanada, die zu sozio-ökonomischen und ökologischen Fragen neuer Technologien arbeitet. In seinem Vortrag beschrieb Mooney die Auswirkungen von Big-Data-Plattformen für die Landwirtschaft. Anhand vielzähliger Beispiele verdeutlichte er, dass die Digitalisierung derzeit Konzernkonzentration fördert und weder kleinbäuerlichen Erzeuger_innen noch Verbraucher_innen zu Gute kommt. Die derzeitigen sektorenübergreifende Fusionen von Konzernen führen zur Herausbildung so genannter Big-Data-Plattformen, die die landwirtschaftliche Produktionskette von A bis Z kontrollierten, mit weitreichenden Folgen für die Produktion, den Handel und die Ernährungssouveränität, so der Autor. Drei Bereiche seien hierfür besonders relevant: Maschinen, Software einschließlich gentechnischer Verfahren sowie Finanztechnologien.

Mit dem Einsatz von Robotern und Maschinen verlieren Landarbeiter_innen ihr Einkommen, das sie nicht durch neue Erwerbsarbeit ersetzen können. Maschinen sind zudem zentral für die Datensammlung, sodass mit der Mechanisierung und Automatisierung künftig Algorithmen über die Verwendung von Saatgut, Pestiziden und Düngemitteln entscheiden können. Wer den Zugang zu diesen Daten hat, genießt demnach hohe Wettbewerbsvorteile.

Für die Auswertung der gesammelten Hof-, Anbau-, Wetter-, Klima- und Verbraucher_innendaten benötigt es die geeignete Software. IT- und Internetkonzerne sind laut Mooney daher bereits heute in der Landwirtschaft aktiv: „Google kooperiert mit chinesischen Schweinezüchter_innen, um die Zucht zu optimieren, und Microsoft arbeitet mit Carlsberg zusammen in der Entwicklung neuer Hefen für die Bierproduktion.“
Mit neuen Gentechnikverfahren wie CRISPR/Cas9 und synthetischer Biologie werden Nahrungsmittel, etwa Vanille oder Stevia, zunehmend künstlich erzeugt. Während kleinbäuerliche Erzeuger_innen ihre Lebensgrundlage verlieren, profitieren Unternehmen von der Erzeugung und Vermarktung der synthetischen Stoffe. Mooney warnte in diesem Zusammenhang vor steigenden Patentanmeldungen.

Von neuen Finanzmanagementtechnologien wie Blockchains profitieren ebenso zu allererst die Unternehmen: „Auch wenn die Möglichkeit besteht, dass Kleinbauern und Kleinbäuerinnen per Blockchains in Austausch stehen, sollte – wie immer – gefragt werden, welche Informationen zu wessen Nutzen digitalisiert werden.“

Mooney machte abschließend deutlich, dass das Narrativ, die Digitalisierung trage durch Effizienzsteigerungen zur Bekämpfung des Klimawandels und von Hungerkrisen bei, kritisch hinterfragt werden muss. Eine Kritik an der Digitalisierung bedeute nichts anderes als gesellschaftliche Machtverhältnisse zu verändern und sicherzustellen, dass die entwickelten Instrumente dem Wohle aller dienten und nicht einiger weniger Konzerne.

Jan Urhahn, Referent für Landwirtschaft und Welternährung beim INKOTA-netzwerk, ergänzte, dass es problematisch sei, die Nahrungsmittelerzeugung wenigen Konzernen zu überlassen. Dennoch sah Urhahn Potenziale in der Digitalisierung. Wenn digitale Technologien von Bauern und Bäuerinnen kontrolliert würden, ließen sich bestimmte Bereiche der landwirtschaftlichen Erzeugung erleichtern.

Beispiele erfolgreicher armutsorientierter Digitalisierung im Globalen Süden stellte Geraldine de Bastion vor. Die Beraterin für den strategischen Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien betonte ebenso wie die anderen Referierenden, dass der Zugang zu den gesammelten Daten öffentlich sein muss.

Alle Referierenden waren sich darin einig, dass eine Zukunft ohne Digitalisierung nicht denkbar ist. Gerade aus diesem Grund ginge es jetzt vor allem darum, sie gerecht zu gestalten.

 

Die Veranstaltung kann hier nachgehört werden.

 

Weitere Veranstaltungen fanden am 10.10.2018 in Hamburg und am 11.10.2018 in Köln statt.

Zum Policy Paper "Blocking the Chain – Konzernmacht und Big-Data-Plattformen im globalen Ernährungssystem" (deutsch / englisch)

Flyer zum Download 

 

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