GLOCONs internationales Symposium „Global Crises and Conflicts over Resources“ war ein voller Erfolg
Über 100 Teilnehmer_innen verfolgten am 8. und 9. Februar 2018 das zweite internationale Symposium von GLOCON mit dem Titel „Global Crises and Conflicts over Resources“. In 15 Beiträgen auf vier thematischen Panels, dem Auftaktvortrag von Shalini Randeria und dem Schlusskommentar von Ulrich Brand ging es um den Zusammenhang von globalen Krisen und weltweiten Konflikte um Ressourcen.
News vom 19.02.2018
Shalini Randeria wies in ihrer Keynote (Podcast) am Beispiel Indien darauf hin, dass großflächige Landprivatisierungen nicht nur Bergbau oder Landwirtschaft zum Ziel haben, sondern auch die Ausweitung von Industrie und die Modernisierung von Städten. In Indien sind es vor allem nationale Unternehmen, die in Land investieren. Nur selten verfolgen diese produktive Zwecke, d.h. es entstehen kaum neue Arbeitsplätze oder Einkommensmöglichkeiten für die ländliche Bevölkerung. Stattdessen kommt es zu Vertreibungen und der Verarmung vorheriger Nutzer_innen. Als einen entscheidenden Faktor für die umfassende Privatisierung von Landflächen in Indien nennt Randeria die pro-Unternehmenspolitik des indischen Staates. Dieser profitiere von den Einnahmen aus Landverkäufen sowie der Vergabe von Bergbaulizenzen und verfolge eine wachstumsorientierte Entwicklungspolitik, die vor allem die Privatwirtschaft begünstige. Desweiteren lenkte Randeria den Blick auf die ambivalente Rolle des Rechts in Konflikten um Rohstoffe. Mit ihren Ausführungen und unter Verweis auf aktuelle Diskussionen um das Konzept der Akkumulation durch Enteignung in Indien betonte sie, dass die Transformationen von städtischen und ländlichen Räumen im Kontext globaler Krisen immer der politischen Durchsetzung bedürften und nicht primär oder ausschließlich das Ergebnis von Marktprozessen seien.
Die Verbindung von globalen Krisen und Konflikten um Ressourcen wurde während des Symposiums in vier thematischen Panels diskutiert. Im Panel „Linking conflicts and global crises: theories and concepts“ stand der erkenntnistheoretische Mehrwert verschiedener theoretischer Zugänge für die Analyse von Konflikten um Ressourcen im Mittelpunkt. Thematisiert wurde, welchen Beitrag Critical Agrarian Studies, postkoloniale Studien, eine relationale Perspektive sowie die Konzepte scale und commodity frontier zur Analyse der Verbindungen von globalen Krisen und Konflikten um Ressourcen leisten.
Im Panel „The role of the state in conflicts over resources“ ging es um die Rolle staatlicher Akteure in Ressourcenkonflikten. Einem theoretischen Vortrag zum historisch-materialistischen Staatsverständnis folgte eine ethnographische Perspektive auf staatliche Akteure in Brasilien sowie eine soziologisch-feministische Betrachtung der Rolle des Staates in Konflikten um Wasser in Chile. Im Vordergrund der anschließenden Diskussion stand die Frage, wie Akteure, Praxis, Diskurs und die materielle Struktur des Staates zusammenhängen, und inwiefern eine Verbindung theoretischer Perspektiven gewinnbringend sein könnte.
Die Bedeutung sozialer Verhältnisse in Konflikten um Ressourcen stand im Fokus des Panels „Resources, conflicts and social relations“. Die Beiträge widmeten sich den Kategorien Geschlecht, Klasse und Identität sowie der Frage, inwiefern sich gegenwärtig eine Tendenz des autoritären Populismus in ländlichen Regionen beobachten lässt.
Das letzte Panel, „Transformation from below“, beschäftigte sich damit, inwieweit Protestakteure in Konflikten um Ressourcen erfolgreich strukturelle Veränderungen im Sinne eines Wandels bestehender Herrschafts- und Besitzverhältnisse erreichen können. Übergreifenden Überlegungen zu den Konzepten Transformation und land grabbing folgten Beiträgen zu radikalen Demokratiebestrebungen in Bergbauprotesten in Kolumbien, zu Widerstand gegen Austeritätspolitik in Griechenland sowie zur Verbindung von transnationalen Arbeiter_innenprotesten mit Forderungen nach sozial-ökologischer Transformation. Eine zentrale Frage des Panels lautete, wie Transformation analytisch fassbar ist, ohne einseitig Optimismus oder Pessimismus hinsichtlich der Möglichkeiten von emanzipatorischer Veränderung durch Kämpfe anheim zu fallen.
In den Schlussbemerkungen erinnerte Ulrich Brand (Podcast) an Diskussionen zur Verbindung zwischen „global“ und „lokal“, „oben“ und „unten“, „Stadt“ und „Land“, aber auch von Staatsbürgerschaft und Eigentum. Er plädierte für eine Theoretisierung des Konzepts „Krise“ und eine Differenzierung, welche der verschiedenen Krisen welche Effekte produziert und wie sich die Effekte durch die verschränkten Krisen verstärken. Brand schlug zudem vor, die zunehmende Rolle von Technologien stärker mitzudenken, ebenso wie die Zukunftsvorstellungen und die anvisierten sozialen Projekte von Transformationsbewegungen. Hier schließen nicht zuletzt Fragen nach positiven Beispielen an, an denen sich emanzipatorische Bewegungen orientieren können.
Neben den Referent_innen nahmen zahlreiche Wissenschaftler_innen aus unterschiedlichen Weltregionen und Fachdisziplinen am Symposium teil.
Wir danken allen Teilnehmer_innen für die hervorragenden Vorträge und spannenden Diskussionen.