"Gold macht uns arm"
Unter diesem Titel fand am 18.10.2017 in der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Berlin im Rahmen der Alternativen Rohstoffwoche eine Veranstaltung zu den Auswirkungen des Bergbaus in Burkina Faso und zivilgesellschaftlichen Antworten statt. Seit über zehn Jahren boomt der Goldbergbau in Burkina Faso. Vertreibungen und Umweltverschmutzung sind die Folge – die Bevölkerung wehrt sich zunehmend dagegen. GLOCON hat solche Konflikte um Bergbau in einer interaktiven Webkarte dokumentiert.
News vom 06.11.2017
Die Karte wurde im Rahmen der Diskussionsveranstaltung „Gold macht uns arm: Bergbaukonflikte in Burkina Faso“ am 18. Oktober 2017 erstmals in Deutschland öffentlich vorgestellt. Auf dem Podium diskutierten Ouiry Sanou von der Jugendorganisation Organisation Démocratique de la Jeunesse du Burkina Faso (ODJ), Dorothea Winkler des Schweizer Hilfswerks Fastenopfer und Bettina Engels (GLOCON) über zivilgesellschaftliche Strategien, transnationale Kooperation und die Potenziale der Zusammenarbeit von Forschung und politischer Praxis in der Rohstoffpolitik. Kristina Dietz (GLOCON) moderierte die Diskussion.
Der Goldbergbausektor in Burkina Faso ist derzeit der am schnellsten wachsende in Subsahara-Afrika und Gold das wichtigste Exportprodukt des Landes. Aktuell gibt es zehn aktive Minen, acht weitere sind in Planung. Zwar wird in Burkina Faso schon lange Gold gefördert, bis Mitte der 2000er Jahre jedoch vor allem handwerklich und weitgehend informell. Seit dem Boom des industriellen Goldbergbaus werden die Handschürfer*innen zunehmend vertrieben. Heute macht der industrielle Bergbau 90 Prozent der Goldgewinnung im Land aus. Der burkinischen Bevölkerung kommt dies jedoch nicht zugute. Während der industrielle Bergbau landesweit nur max. 7.000 Menschen beschäftigt, leben gut 1,2 Millionen von der handwerklichen Goldgewinnung.
Die ökologischen und sozialen Auswirkungen des Bergbau-Booms sind enorm, und entsprechend viele Konflikte sind die Folge: um den Verlust von Siedlungs-, Anbau- und Weideflächen, um die Vertreibung des handwerklichen Bergbaus, um Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen, um mangelnde Entschädigungen und erzwungene Umsiedlung. Die zivilgesellschaftliche Jugendorganisation ODJ organisiert junge Menschen in den Städten und Dörfern in den Bergbaugebieten. Sie betreibt Informations- und Aufklärungsarbeit zu den Herausforderungen des Bergbaus und erarbeitet Forderungskataloge. Dabei geht es um die Einforderung der Ansprüche der Bevölkerung auf das Land, die konsequente Entschädigung von Enteignungen durch die Bergbauunternehmen und den Staat, den Schutz der Umwelt, Arbeitsplätze für die jungen Menschen sowie den Aufbau sozialer und wirtschaftlicher Infrastruktur. Außerdem fordert der Verband eine deutliche Steigerung dessen, was der burkinische Staat und die Bevölkerung von den Einnahmen aus dem Bergbau erhalten. „Wir schreien laut, aber es wird alles getan, dass wir nicht gehört werden“, so Ouiry Sanou.
Reich vom Gold werden neben den multinationalen Betreibern vor allem Schweizer Unternehmen, wie Dorothea Winkler berichtet. 96 Prozent des burkinischen Goldes wird in die Schweiz exportiert und dort verarbeitet. Aus 55 Prozent des Goldes wird Schmuck hergestellt, 23 Prozent dienen Investmentzwecken, 12 Prozent fließen in Zentralbanken und nur 10 Prozent finden in der Industrie und Medizin Verwendung. Diesem Nutzen steht eine negative Menschenrechtsbilanz gegenüber. Fastenopfer hat in der Studie „Profit wichtiger als Menschenrechte? Gold glänzt nicht für alle gleich“ von 2016 verdeutlicht, welche Auswirkungen der Goldbergbau in Burkina Faso hat und welche Verantwortung dem Schweizer Staat und den involvierten Unternehmen dabei zukommt.
Zur interaktiven Karte zu Bergbaukonflikten in Burkina Faso: